Was liefert die Energie hinter dem Schöpfungsprozess? - Teil 1
Die meisten Softwareentwickler werden darin übereinstimmen, dass es eher wünschenswert ist, voller Freude, Begeisterung und Energie zu programmieren als müde, lustlos und gelangweilt.
Das führt auf die Frage: Was liefert denn nun eigentlich die Energie für eine Entwicklung oder allgemeiner gesprochen für einen Schöpfungsprozess?
Es ist erstens das emotionale Interesse, einen bestimmten Zweck zu erfüllen bzw. ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Und hier geht es wirklich um den Zweck des Programms. Irgendjemand muss einen inneren emotional angetriebenen Drang verspüren das zu erreichen, was mit der Software erreicht werden soll.
Für den Entwickler kann der emotionale Antrieb auch das Geld sein, das er bekommt oder die pure Freude am Programmieren. Aber da hat bereits eine Übertragung stattgefunden, z.B. in Form der "Geld-Energie". Irgendjemanden muss es emotional antreiben, diese bestimmte Software in die Welt zu setzen.
"Emotional" steht hier für ein von Gefühlen getragenes, persönliches, wesenshaftes Interesse. Ein nur rationales – also nur erdachtes Interesse ohne emotionale Beteiligung – würde nicht funktionieren. Entwickeln kann man natürlich trotzdem, aber nicht mit Freude und Energie.
Dieser Punkt ist nicht so trivial, wie er vielleicht erscheint, denn zahlreiche Probleme in Softwareprojekten werden Methoden, Technologie und vor allem (!) Entwicklern angelastet, die eigentlich auf einem abgebrochenen Kontakt zur Antriebsenergie (dem emotionalen Bedürfnis, einen bestimmten Zweck zu erfüllen) beruhen:
- Manchen Projekten fehlt der emotionale Antrieb komplett. Für einen selbständigen Entwickler ist es von höchster Bedeutung, im Vorgespräch herauszufinden, ob der Auftraggeber ein wirkliches emotionales Interesse an dem Projekt hat, das er entwickelt haben möchte, sonst fließt nämlich nicht nur keine Energie sondern sehr wahrscheinlich auch kein Geld oder zumindest nicht besonders viel.
- Anderen Projekten wiederum ist der Bezug zum emotionalen Antrieb im Lösungsfindungsbemühen verloren gegangen. (falsche innere Blickrichtung – siehe oben)
Es folgt im Umkehrschluss die Klärung des eigentlichen Beweggrundes für eine Softwareentwicklung als permanente und niemals triviale Aufgabe über den gesamten Entwicklungsprozess hinweg. Man kann sich entsprechende Fragen im Grunde täglich neu stellen und täglich neu beantworten:
- Was tun wir hier eigentlich?
- Warum entwickeln wir das?
- Was ist die Vision dahinter?
- Was ist der Hauptzweck des Programms?
Dabei geht es nicht um eine Liste von tausend kleinen Zwecken, sondern um DEN einen Hauptzweck.