Visionen, Ideale und das magische Prinzip
Das magische Prinzip besagt genau das, was nun schon mehrfach erwähnt wurde:
Rational-bewusst konzentriert man sich auf das Ziel, während die Zielerreichung dem kreativen Unterbewusstsein vertrauensvoll überlassen wird.
Aber mit einer ganz bestimmten Implikation: Die Zieldefinition erfolgt von Lösungsüberlegungen komplett losgelöst.
Normalerweise wird man im "alten" rational-isolierten Denken ohne Mitwirkung des kreativen Unterbewusstseins jedes Ziel durch Lösungsüberlegungen beschränken und nur solche Ziele zulassen, für die eine Lösung sich bereits andeutet oder zumindest naheliegend ist. Diese Beschränkung erfolgt ganz instinktiv und oft sogar unbemerkt.
Das magische Prinzip lädt ein, damit aufzuhören und Ziele völlig frei zu definieren – also auch Ziele zuzulassen, für die man zunächst einmal nicht weiß, ob und wie das lösbar sein soll und die einen dafür um so mehr vom Hocker reißen.
Das ermöglicht die Arbeit mit Visionen und Idealen: Visionen als richtig große Ziele, die ordentlich begeistern und die – wenn man beharrlich auf sie zusteuert – auch erreicht werden.
Als Ideale bezeichne ich Idealbilder für technische Teilaspekte. Man könnte sie auch als Mini-Visionen für Komponenten, technische Teilbereiche oder Architekturfragen ansehen. Mini steht hier nur dafür, dass sie sich auf einen technischen Teilbereich beziehen und nicht, dass sie nicht gewagt und abgehoben sein dürften.
Ein Beispiel für ein Ideal wäre, dass man ein Framework mit Basisfunktionen hat, in das konkrete Applikationen (die dann ganz klein sind, weil ja alles im Framework ist) ohne jeden weiteren Aufwand einfach "eingeklickt" werden. Während die Vision vielleicht darin besteht, eine Spracherkennung zu entwickeln, die ohne Training fast 100 Prozent Erkennung erreicht und das selbst bei Hintergrundgeräuschen.
Der Witz daran ist nun, dass – wenn die Vorstellung liebevoll gepflegt wird – Visionen und Ideale auf geradezu erstaunliche und oft auch überraschende Weise erreicht werden.
Es könnte sich für manche Menschen ungewohnt anfühlen, eine Vision oder ein Ideal zu fixieren und gleichzeitig eine Lösung zu implementieren, die davon noch denkbar weit entfernt ist. Es ist aber gerade wichtig, überhaupt irgendetwas zu implementieren und sei es anfangs auch noch so unvollkommen im Vergleich zum Fernziel.